Statt Musik nur passiv zu hören, können Sie auch selber spielen. Denn für das Erlernen eines Instruments gibt es keine Altersgrenze. Das Beste daran: Musizieren macht Spaß und trainiert das Gehirn.
Zugegeben, ein paar Dinge sind im Alter nur noch schwer oder gar nicht mehr zu erlernen. Das absolute Gehör gehört zum Beispiel dazu. Dieses sogenannte Tonhöhengedächtnis bezeichnet die Fähigkeit, die Höhe eines beliebigen gehörten Tons ohne Hilfsmittel und ohne Bezugston exakt zu bestimmen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass es ein kritisches Zeitfenster bis zu einem Alter von sechs Jahren gibt, in dem Kinder diese faszinierende Fähigkeit erlernen können. Aber keine Angst, zum Erlenen eines Instruments brauchen Sie kein absolutes Gehör. Selbst unter Berufsmusikern gibt es nur eine kleine Minderheit, mit diesem besonderen Können.
Erwachsene Menschen bringen im Gegensatz zu Kindern andere Fähigkeiten und Eigenschaften mit, die es ihnen sogar erleichtern, eine für sie vollkommen neue Tätigkeit zu erlernen. Dank ihrer Erfahrung wissen sie, mit welchen Lernmethoden sie besonders erfolgreich sind und wie sie eine neue Herausforderung am besten angehen. Außerdem sind Erwachsene, sofern sie etwas aus eigenem Antrieb erledigen und genau wissen, was sie wollen, häufig sehr diszipliniert und mit viel Eifer bei der Sache – ganz im Gegensatz zu vielen Kindern, die häufig von ihren Eltern zum Musikunterricht gedrängt werden.
Wer also gesund ist und schon immer Spaß an der Musik hatte, der kann auch im hohen Alter noch erfolgreich mit dem Spielen eines Instruments beginnen. Schon nach wenigen Wochen stellt sich meist der erste „hörbare“ Erfolg ein. Und wer permanent am Ball bleibt, kann schon nach zwei bis vier Jahren auf einem guten Amateur-Niveau spielen – und anderen mit einem kleinen Heimkonzert eine Freude machen.
Musizieren ist gesund
Neben dem Spaß am Spielen gibt es aber auch ein paar gesundheitliche Aspekte, warum Senioren anfangen sollten, ein Instrument zu spielen. Zunächst einmal erhält das Gehirn neue Reize und Herausforderungen. Denn neben der reinen Gedächtnisleistung zum musiktheoretischen Wissen werden durch die Hand-Augen-Hören-Kombination komplett neue Verknüpfungen gebildet. Und gerade diese neuen Reize und Anforderungen sind es, die einen Menschen im Kopf ein Leben lang jung halten können.
Dazu spielt auch die psychologische Komponente eine wichtige Rolle. Musizieren macht in der Gruppe am meisten Spaß, und auch Anfänger können sich – mit einfachen Stücken – schnell in einem Verbund mit anderen Musikern integrieren. Gerade im Alter sind neu gefundene Kontakte besonders wichtig. Aber auch wer nur allein in seinem Zimmer spielt und übt, kann dank der kontinuierlich „erspielten“ Erfolge schnell positive Gefühle aufbauen.
Das richtige Instrument im Alter aussuchen
Aber welches Instrument passt zu Senioren? Zunächst einmal sollten auch praktische Überlegungen berücksichtigt werden. So verwöhnt ein Kontrabass zwar mit einem weichen, runden Klang, allerdings hat das Instrument sein Gewicht und ist von zierlichen Personen nur schwer handhabbar. Auch muss es im Stehen gespielt werden – was wiederum einigen Senioren einiges abverlangt. Dazu kommt: Das Griffbrett ist nicht mit Bundstäbchen versehen, der Spieler muss seine Finger also haargenau positionieren. Vor allem für Einsteiger, die vorher noch keine musikalische Ausbildung genossen haben, ist das Hören bzw. Greifen der richtigen Töne sehr schwierig. Dies trifft auch auf andere klassische Saiteninstrumente wie Geige oder Cello zu. Zusätzliche Schwierigkeit bei der Geige: Der linke Arm wird zum Spielen arg verdreht.
Ebenfalls herausfordernd sind Blasinstrumente wie Oboe oder Trompete, weil der Spieler einen sehr hohen Druck aufbauen muss. Dies kann im Alter schwer fallen. Besser geeignet sind Blasinstrumente wie Block- und Querflöten.
Klassiker wie Klavier oder Gitarre sind leicht zu erlernen
Geeignet sind hingegen Klassiker wie Klavier oder Gitarre. Diesen Instrumenten kommt auch zugute, dass die Bewegungsmuster der Finger beim Spielen Ähnlichkeiten aufweisen zu vielen anderen bekannten Tätigkeiten. Der Spieler muss sich also nicht komplett umstellen. Ein weiterer Vorteil: Beide Instrumente können auch gut allein oder in der Gruppe gespielt werden.
Ein Nachteil des klassischen Klaviers ist zwar die Größe, aber das lässt sich mit modernen E-Pianos prima ausgleichen. Und auch preislich sind die modernen E-Pianos mit eingebautem Lautsprecher schon in sehr attraktiven Preisregionen angesiedelt, was aber auch für andere Instrumente gilt. Früher, als viele der heutigen Senioren im Kindesalter waren, galten vernünftige Instrumente als rar und sehr teuer. Das hat sich mittlerweile geändert. Eine leicht spielbare und gut klingende Gitarre gibt es bereits 150 Euro, vernünftige Digital-Pianos liegen nur leicht darüber.